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Der für uns alle spürbare Klimawandel führt zu einer erhöhten Waldbrandgefahr auf der ganzen Welt. Wir befinden uns bereits in der Alarmstufe dunkelrot: „Waldbrände als Folge der Klimakrise sind weder Neuigkeiten, noch eine Überraschung”, sagt Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies. Die Folgen von Waldbränden sind aus ökologischer Sicht gravierend. 

Waldbrände nehmen zu

Es brennt: Und zwar weltweit immer öfter und vor allem immer verheerender. (Quelle: WWF) In den letzten Jahrzehnten vernichteten Waldbrände weltweit doppelt so viel Baumbestand wie noch vor 20 Jahren. Eine Folge von Waldbränden: Jede Minute wird laut Solarify eine Fläche von 16 Fußballfeldern durch Feuer zerstört.

Waldbrände betreffen die verschiedenen Regionen der Erde ungleichmäßig. In Europa sind sie laut Europäischer Kommission sehr besorgniserregend: Allein in der Europäischen Union verbrannte 2019 eine Fläche von mehr als 4.000 Quadratkilometern, im Jahr 2020 waren es 3.400 Quadratkilometer, im Jahr 2021 5.000 Quadratkilometer und im Jahr 2022 (Stichtag: 3.9.2022) wurden 7500 Quadratkilometer Wald vernichtet. Das entspricht der dreifachen Größe Luxemburgs. Im Sommer 2022 zerstörten Feuer mehr europäischen Wald als je in einem Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006.

Waldbrände: eine Folge des Klimawandels 

Experten zufolge ist der Klimawandel eine Hauptursache für die zunehmenden Brände. Extreme steigende Durchschnittstemperaturen zusammen mit weniger Niederschlägen führen zu Dürreperioden. Hitzewellen, die Wälder austrocknen, sind heute fünfmal wahrscheinlicher als vor 150 Jahren. Weitere Folgen von Waldbränden: Sie führen zu mehr Emissionen, welche die Erderwärmung weiter verstärken und weitere Brände in einem „Rückkopplungseffekt“ noch wahrscheinlicher machen.

In bestimmten Regionen steigt dadurch das Risiko für Waldbrände, wie zum Beispiel in der Mittelmeerregion, in der es auch 2022 dramatische Brände von enormen Ausmaßen gab, wie unter anderem in Spanien und Portugal. (Quelle: Focus)

In Australien erreicht die Waldbrandgefahr Regionen, die bislang als sicher galten. Hier begünstigt der Wechsel von feuchten Wintern und extrem trockenen Sommern die Waldbrandgefahr. Durch den Regen im Winter wachsen verstärkt Gräser und Sträucher zwischen den Bäumen. In der regenarmen heißen Jahreszeit trocknen sie aus. Ein Feuer findet so ausreichend brennbares Material am Waldboden. Dies führt nun dazu, dass in Australien auch Wälder in der Nähe von Großstädten brennen, die bislang von Feuern verschont geblieben sind.

Auch in Kanada und Nordeuropa nimmt die Waldbrandgefahr zu, da hier weniger oder ganz ausbleibender Schneefall die Brandgefahr verstärkt. Der Boden ist länger den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Die niedrigen Pflanzen trocknen aus und bieten so dem Feuer Nahrung. (Quelle: Utopia)

Folgen von Waldbränden: Hier brennt’s am häufigsten

Spanien und Portugal gehören innerhalb Europas zu den Ländern mit der größten Waldbrandgefahr. Fast schon zu einem „Feuer-Hotspot“ hat sich der gesamte Mittelmeerraum entwickelt. Besonders stark betroffen ist die Türkei. Extrem wüteten Waldbrände in den vergangenen Jahren auch in Griechenland, Italien, Nordmazedonien, Marokko und im Libanon. Aufgrund von Klimawandel und Extremwetter steigt inzwischen auch in Mitteleuropa wie etwa in Frankreich, Deutschland und in Osteuropa das Waldbrandrisiko, was sich 2022 zum Beispiel mit dramatischen Bränden in Brandenburg gezeigt hat. Stoppen wir den Klimawandel nicht, wird es auch in den nordeuropäischen Ländern zunehmend brennen. Laut UN-Umweltprogramm (Umweltprogramm der Vereinten Nationen, UNEP) wird dann selbst die Arktis einem steigenden Waldbrandrisiko ausgesetzt sein.

So sehen die Prognosen für die nächsten Jahre nach dem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) aus:

Bis zum Jahr 2030 bis zu 14 Prozent

Bis zum Jahr 2050 bis zu 30 Prozent

Bis zum Jahr 2100 bis zu 50 Prozent

So entstehen Waldbrände

Nicht durch natürliche Ursachen, wie etwa Blitzeinschläge, entstehen die meisten Waldbrände – sondern einer EU-Statistik zufolge sind die meisten Brände von Menschen verursacht. Neben Brandstiftung ist es vor allem die Unachtsamkeit, die einen Waldbrand entflammt wie zum Beispiel eine weggeworfene Zigarette oder ein Grillfeuer im trockenen Gras.

Befindet sich brennbares Material wie zum Beispiel trockene Zweige und abgefallene Nadeln in der Umgebung, genügt ein Funke, um den gesamten Wald in Brand zu stecken. Wie verheerend sich das Feuer auswirkt, hängt auch von der Witterung ab. Wind und Dürre befeuern im wahrsten Sinne des Wortes die Ausbreitung.

Und diese Gefahr wird weiter zunehmen, denn feststeht: Klimawandel führt zu weiteren Hitzewellen. Das heißt: Die Temperaturen steigen, es regnet selten, die Böden trocknen schneller aus. Genau diese Faktoren sind „ideal“ für das sogenannte Feuerwetter.

Übrigens: Neben dem Klimawandel spielt auch die Landflucht eine Rolle bei der Waldbrandgefahr. Die Dörfer in Spanien und Portugal beispielsweise „sterben aus“ – die Natur erobert sich ihren Raum zurück. Bricht ein Feuer aus, haben die Flammen im verbuschten Wald genug Nahrung, um sich auszubreiten.

Folgen von Waldbränden: CO2-Ausstoß

Zu den verheerenden Folgen von Waldbränden zählt die Freisetzung von Kohlendioxid – laut Greenpeace 7,3 Milliarden Tonnen jährlich – sowie Methan und Ruß, die ebenfalls erheblich zur Förderung der Klimakrise beitragen. Die Menge an Emissionen ist größer als die, die der globale Verkehr ausstößt. „Die zerstörten Flächen sind stark ausgetrocknet und können nicht mehr so viel CO2 aus der Atmosphäre entfernen und binden wie vorher”, erläutert Christoph Thies von Greenpeace.

Experten des Atmosphärenüberwachungsdienstes Copernicus messen seit fast zehn Jahren mittels Satellitenbilder von aktiven Waldbränden den Hitzeausstoß, womit sie die Emissionen analysieren.  

Etwa ein Zehntel des Kohlenstoffs wird übrigens im Boden langfristig als Holzkohle gebunden. Was heißt das auf lange Sicht, wenn der Kohlenstoff nicht in die Atmosphäre entweicht? Er entzieht ihr Kohlendioxid.

Warum ist das so? Nach einem Waldbrand wächst die Pflanzenwelt nach und nimmt somit auch wieder Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf. Ist also alles wieder im grünen Bereich, ist auch die Kohlenstoffmenge wieder die gleiche wie vor dem Waldbrand. Kleiner Haken dabei: Das Nachwachsen dauert seine Zeit. Graslandschaften sind in etwa einem Jahr wieder grün, bei Wäldern kann es Jahrzehnte dauern. In tropischen Moorlandschaften oder in der Arktis ist eine vollständige Erholung sogar erst nach Jahrhunderten zu erwarten.  

„Die Wiederherstellung der Pflanzenwelt ist wichtig, weil Kohlenstoff, der nicht wieder eingefangen wird, in der Atmosphäre bleibt und so zum Klimawandel beiträgt“, sagen die Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“. 

„Es ist davon auszugehen, dass die Waldbrandaktivität in Deutschland durch den Klimawandel in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird“, sagt Markus Drüke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Eine besorgniserregende Abwärtsspirale: Erwärmt sich die Erde nämlich weiter so wie in der Vergangenheit, erhöht sich auch die Gefahr für weitere Waldbrände – und damit auch das Risiko einer weiteren Erderwärmung.

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