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Atomkraft vs. erneuerbare Energien – wer bei diesem Vergleich als Sieger hervorgeht, scheint festzustehen. Doch ist das wirklich so einfach zu benennen? Zeit, einmal unvoreingenommen Vor- und Nachteile der Kernkraft denen erneuerbarer Energien direkt gegenüberzustellen. Das Ergebnis mag manche erstaunen.
Atomkraft: Gefährliche Art der Stromerzeugung?
Atomkraft oder besser Kernenergie funktioniert stark verkürzt so: Spaltbares Material, zumeist Plutonium oder angereichertes Uran, spaltet sich unter Neutronenbeschuss in kleinere Kernbestandteile. Durch diesen Prozess wird deren Bindungsenergie freigesetzt und in Wärme umgewandelt.
Diese Art der Energiegewinnung ist emissionsarm. Dennoch hat sie in Deutschland keinen guten Ruf, was zu einem Großteil an den strahlenden Rückständen liegt. Diese müssen sicher transportiert und endgelagert werden. Als Gefahr sehen viele zudem die Möglichkeit von Reaktorunfällen, die nicht vollständig auszuschließen sind. Die Katastrophe von Fukushima besiegelte schließlich das Aus für die noch verbliebenen deutschen Kernkraftwerke.
Wie gefährlich Atomkraft vs. erneuerbare Energien tatsächlich ist, sorgt vor allem in Zeiten von drohender Energieknappheit für hitzige Diskussionen.
Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
Die gesteckten Ziele sind ehrgeizig: Bis 2035 sollen laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz 55 bis 60 Prozent unseres Stroms und bis 2050 mindestens 80 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Die aktuell genutzten Gewinnungsmethoden sind:
- Erdwärme oder Geothermie: Die Wärme im Erdinneren wird zur Energiegewinnung genutzt, oberflächennah bis in 400 Meter Tiefe und bis zu 4500 Meter unter der Erde, um Wärme aus dem tiefen Gestein zu nutzen.
- Bioenergie: Zur Verwendung kommen beispielsweise tierische sowie pflanzliche Abfälle und nachwachsende Rohstoffe in Form von Holz oder weiteren Energiepflanzen.
- Solarenergie: Photovoltaikmodule auf freien Flächen oder auf dem Dach transformieren mit Unterstützung von Halbleitern wie Silizium das Sonnenlicht in elektrische Energie. Mit Sonnenkollektoren gewinnt man Wärme zur Bereitung von warmem Wasser, Heizwärme allgemein sowie Energie für die Klimakälte. Ein weiteres Verfahren kommt in solarthermischen Kraftwerken zum Tragen. Dabei bündelt man das Sonnenlicht mit Reflektoren und lenkt es auf eine Trägerflüssigkeit. Mit dem durch diesen Prozess entstehenden Dampf lassen sich Generatoren oder Wärme- und Kältemaschinen betreiben.
- Windenergie: Das Prinzip ist nicht neu. Schließlich lieferten schon Windmühlen direkt verfügbare Energie. Moderne Windkraftanlagen in Deutschland erzeugen ausschließlich Elektrizität. Sie stehen an Land oder im Meer (Offshore-Windenergie).
- Wasserkraft: Auch diese Art der Energiegewinnung praktizierten unsere Vorfahren mit Mühlen schon vor Jahrhunderten. Die Wasserkraft von heutigen Anlagen macht in Deutschland nach der Bioenergie den zweitgrößten Anteil an erneuerbaren Energien aus.
Atomkraft vs. erneuerbare Energien im Direktvergleich
Um sich ein Urteil bilden zu können, stellt man am besten die Vor- und Nachteile beider Energiegewinnungsformen nebeneinander.
Vorteile der Kernenergie
- Durch Kernkraftnutzung minimiert sich der Verbrauch an fossilen Brennstoffen wie Erdöl und Kohle. Das führt zur Reduktion von schädlichen Abgasen.
- Die Nutzung der Atomkraft macht Deutschland unabhängiger von Gas- und Erdöllieferungen aus anderen Staaten.
- CO2-freie Produktion von Strom und Wärme: Im Kampf gegen den Klimawandel steht die Atomkraft wesentlich umweltfreundlicher da als Gas- oder Kohlekraftwerke.
- Atomstrom ist zu jeder Zeit in der gleichen Menge verfügbar, was auf Wind- und Sonnenenergie zurzeit noch nicht zutrifft. Diese sind sehr schwankend und somit unzuverlässig.
- Gut durchdachte Sicherheitsmaßnahmen machen Atomkraft zu einer vertrauenswürdigen Energiequelle. Auch ist man dabei, ein Verfahren zum Abbau alter Brennstäbe zu entwickeln, womit sich die aktuell noch ungelöste Entsorgungsfrage voraussichtlich klären dürfte.
Nachteile der Kernenergie
- Aktuell stellen alte Brennstäbe noch ein Entsorgungsproblem dar.
- Sicherheitsbedenken wegen möglicher Unfälle oder Anschläge lassen sich nicht vollständig ausräumen. Eine Schädigung eines Atommeilers ist immer mit dramatischen Folgen verbunden.
- Trotz geringem CO2-Austoß ist die Klimabilanz aufgrund des laufend benötigten Uranabbaus und der Brennstabaufbereitung nicht rein positiv.
- Das Uran-Vorkommen auf unserer Erde ist endlich. Alternative Arten der Energiegewinnung werden nötig sein, um den weltweiten Energiebedarf langfristig zu decken.
Vorteile der erneuerbaren Energien
- Im Vergleich zur Gewinnung aus fossilen Quellen sind erneuerbare Energien emissionsärmer.
- Der charakteristische Vorteil: Sonne, Wasser, Wind sind immer vorhandene Güter unserer Erde. Sie sind einfach immer da und neigen sich, anders als die fossilen Energieträger, keinem vorhersehbaren Ende zu.
- Die Nutzung bereits vorhandener erneuerbarer Energien unterstützt die Unabhängigkeit von unsicheren sowie teilweise überteuerten Energie-Importen.
Nachteile der erneuerbaren Energien
- Die Umstellung des vorhandenen Energiesystems von fossilen auf erneuerbare Energieträger ist kostenintensiv.
- Der Bau von Anlagen zur Gewinnung von Grünenergie kann schädlich für das Ökosystem sein. So werden Tiere und Pflanzen durch die notwendigen Baumaßnahmen verdrängt und zuweilen sogar ausgerottet.
- Im Tages- und Jahresverlauf schwankt die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien recht stark. An einem Regentag kann beispielsweise keine Solarenergie erzeugt werden. Und wo kein Wind weht, ist leider auch keine Windkraft generierbar.
Atomkraft vs. erneuerbare Energien – die Bilanz
Es kann sich natürlich nur um eine vorläufige Bilanz handeln, da sowohl die Atomkraft als auch die Verfahren bei den erneuerbaren Energien ständig weiterentwickelt werden. Aber ein erstes Fazit ist möglich.
CO2-Ausstoß
Beide Energiegewinnungsarten, Atomkraft und erneuerbare Energien, zeigen einen geringen CO2-Ausstoß. Was die Umweltfreundlichkeit angeht, steht keines der beiden Energiegewinnungsverfahren dem anderen deutlich nach. Bezogen auf den Klimawandel kommen somit beide Arten der Energiegewinnung in die nähere Wahl.
Welche Methode sich schonender für Umwelt und Klima erweist, ist oft eine Einzelfallbetrachtung. Die Energiegewinnung als solche ist bei beiden Formen in der Regel emissionsarm. Dennoch kommt es unter anderem bei der Rohstoffbeschaffung und dem Transport zu CO2-Ausstoß.
Sicherheit während des Betriebs – Atomkraft vs. erneuerbare Energien
Überall, wo Maschinen in Gang gesetzt werden, haben Menschen ihre Hände im Spiel. Sowohl für die Sicherheit bei der Gewinnung erneuerbarer Energien als auch für die Sicherheit bei der Gewinnung von Atomkraft sind bestmögliche Arbeitsbedingungen, strenge Wartungen der Maschinen und verantwortungsbewusste, gut ausgebildete Fachkräfte von essentieller Bedeutung. Bei Einhaltung der Vorschriften und Standards ist bei beiden Formen die Sicherheit während des laufenden Betriebs gewährleistet. Schwerwiegende Störungen dürften allerdings bei der Kernenergie fatalere Folgen nach sich ziehen.
Entsorgung und Stilllegung nach dem Betrieb
Tatsächlich fallen bei der Energiegewinnung durch Grünstrom weniger Abfallprodukte an als bei der Energiegewinnung mittels Atomkraft. Dennoch müssen auch diese auf vernünftige Weise einer geregelten Entsorgung zugeführt werden. Auch gestaltet sich die Stilllegung eines Kraftwerks für erneuerbare Energien wahrscheinlich risikoärmer als die Stilllegung eines Atomkraftwerkes.
Atomkraft vs. erneuerbare Energien: »Atomkraft? Ja bitte!«
Die weltweite Energiekrise eröffnet derweil eine neutralere Sicht auf die Energiegewinnung durch Atomkraft. Warum sollten wir in unsicheren Zeiten wie diesen auf preisgünstigen und konstant lieferbaren Atomstrom verzichten? Die Gewinnung von Atomenergie ist mitnichten in den Kinderschuhen steckengeblieben. Auch die Sicherheitsmaßnahmen haben sich deutlich verbessert und machen Atomstrom zu einem wertvollen, allem voran zu einem verlässlichen Gut, nicht nur in Krisenzeiten.
Wir sollten uns bezüglich Atomstrom frei von Vorurteilen und Scheingewissheiten machen, fordert Anna Veronika Wendland in ihrem Buch „Atomkraft? Ja bitte!“ In einem Interview schildert die ehemalige, radikale Atomkraftgegnerin, wie sie doch noch den Weg zur Atomenergie fand, und wie immens wichtig AKWs für die zukünftige Energiegewinnung sind.
Interview mit Anna Veronika Wendland zu ihrem Buch »Atomkraft? Ja bitte!«
»In einer Zeit, in der es um jede Megawattstunde klimafreundlichen Stroms geht, halte ich es für grob fahrlässig, Kernkraftwerke abzuschaffen, die ihre Fähigkeiten jahrelang bewiesen haben.«
Frau Wendland, Sie waren eine ziemlich radikale Atomkraftgegnerin, wurden dann zur Kernenergieforscherin und nun erscheint Ihr Buch mit dem Titel »Atomkraft? Ja bitte!«. Wie kam es zu diesem Wandel?
Ich kam aus der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung und habe als junge Frau sehr viele Dinge erst mal unhinterfragt übernommen. Die ersten Zweifel entstanden beim Studium in der Ukraine und beim Zusammentreffen mit Menschen aus der nach Tschernobyl evakuierten Stadt Prypjat, die selbst nach dieser Erfahrung nicht kategorisch gegen Atomkraft waren. Sie sagten, man müsse die Atomkraft eben besser organisieren, als es in der Sowjetunion der Fall war. Aber so richtig änderten sich meine Überzeugungen erst, als ich als Forscherin selbst in die Atomanlagen ging und den Umgang mit der Kerntechnik hautnah miterlebte.
Welche Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?
Ich habe gelernt, wie ausgefeilt die Sicherheitsregimes sind, welche Rolle hinterfragende Haltungen und Selbstkritik spielen, wie man den Umgang mit Strahlung und radioaktiven Stoffen sicher gestalten kann – und wie man aus historischen Fehlern der Industrie gelernt hat. Gleichzeitig lernte ich, wie viele Mythen über die Atomkraft kulturell erlernt werden. Oftmals beschränken sich Wissen und Vorstellungen über Kernkraftwerke auf die „Simpsons“ und die Schullektüre von Gudrun Pausewangs Katastrophenroman „Die Wolke“. Und welche Wörter aus der Kerntechnik sind in die Alltagssprache vorgedrungen? „Kernschmelze“ und „das ist der Super-GAU“. Auf der anderen Seite erkannte ich, dass die Art und Weise, wie bei uns Atomkraft „gemacht“ wird, zu diesen Vorstellungen beitrug. Die Anlagen sind abgeschottet und mit Wassergräben umgeben wie Burgen. Es gibt für Außenstehende kaum Möglichkeiten, zu sehen, dass da drinnen ein ganz normales, menschliches Arbeitsleben vor sich geht. Dazu kommt, dass die AKW-Betreiber ihre Öffentlichkeitsarbeit nach dem Atomausstiegsbeschluss im Grunde eingestellt haben. Auch das war kontraproduktiv.
Sie schreiben, dass es unterlassene Hilfeleistung ist, eines der stärksten Instrumente zur CO2-Vermeidung zu zerstören – die Kernenergie. Kann es Deutschland nicht schaffen, mit erneuerbaren Energien CO2-neutral zu werden?
Es gibt nur ganz wenige Industrieregionen in der Welt, die es geschafft haben, ihre Elektrizitätsversorgung weitgehend zu dekarbonisieren. Sie alle nutzen entweder Wasserkraft oder Kernenergie oder beides. Da wir aber keine nennenswerte Wasserkraft haben und Kernenergie nicht mehr nutzen dürfen, haben wir ein Problem. Unsere Erneuerbaren, Windkraft und Sonnenenergie, sind stark wetter- und tageszeitabhängig. Ohne Backup-Kraftwerke oder Speicher können sie nicht versorgungssicher arbeiten. Das macht es uns so schwer, unsere Klimaziele zu erreichen. Würden wir gleichzeitig Kernkraftwerke betreiben, hätten wir dieses Problem nicht oder in weitaus geringerem Maße. In einer Zeit, in der es um jede Megawattstunde klimafreundlichen Stroms geht, halte ich es für grob fahrlässig, Kernkraftwerke abzuschaffen, die ihre Fähigkeiten jahrelang bewiesen haben.
Anfang des Jahres hat die EU-Kommission Investitionen in neue Gas- und Atomkraftwerke als klimafreundlich eingestuft. In Frankreich gehört die Atomenergie zur Staatsräson. Woher kommt der deutsche Energie-Sonderweg im Vergleich zu vielen anderen Ländern?
Wir sind eines der wenigen europäischen Länder, die noch einen nennenswerten Kohlebergbau haben. In unseren Energiekonzernen, aber auch Parteien und Gewerkschaften, war die Fossillobby mit ihrem Arbeitsplatz- und Standort-Argument immer ungeheuer stark. Dazu kam der Mythos der Kohle, die uns nach dem Krieg wieder hochgebracht hatte. An der Kohle hingen Identitäten. Das wirkte sich auch auf die deutsche Kernenergiepolitik aus. Anders als in Frankreich, das auch militärisch eine Atommacht ist, hat man sich nie getraut, die heimischen fossilen Energieträger konsequent durch Kernkraft zu ersetzen. Die Fixierung auf die Kernenergie als Hauptfeind hatte aber auch kulturelle Gründe. Im deutschen Bürgertum, aus dem die Ökologiebewegung hervorging, gab es immer starke industrieskeptische und naturromantische Grundströmungen. Durch diese Brille betrachtet erschien die Kernenergie als widernatürlich, zentralistisch, intransparent und autoritär, Erneuerbare Energien hingegen als sanft, kleinteilig und per se demokratisch. Die Atomunfälle im Ausland taten das Ihre, die Atomangst war echt empfunden. Nur wich die Risikowahrnehmung der Leute stark vom tatsächlichen Risiko der Kernenergienutzung ab. Als dann die Aktivisten der post-1968er Umweltbewegungen in jene Institutionen einrückten, in denen unsere politische Sozialisierung abläuft und unsere Diskurse gemacht werden – in Schule, Wissenschaft, Kirchen, Medien und Kultur – wandelte sich auch die Stimmung. Atomkritisch zu sein wurde zur Leitkultur.
Sie haben dieses Buch vor dem Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine geschrieben. Sie haben selbst jahrelang in der Ukraine gelebt und geforscht, Sie nennen die Ukraine Ihre zweite Heimat. Neben all dem schrecklichen menschlichen Leid – wie verändert dieser Krieg die Energieversorgung in Deutschland?
Massiv, auf jeden Fall. Es wird nun energischer als zuvor der Ausbau der Erneuerbaren und die Entwicklung von Speichertechnologien angegangen werden, was zu begrüßen ist. Gleichzeitig wurde man kalt erwischt – jahrelang galt russisches Erdgas als „Energiewende’s best friend“. Das hat damals Gerhard Schröder mit der ersten rot-grünen Koalition betrieben, das hat Merkel fortgeführt, das haben bis vor kurzem auch die Grünen noch so gesehen, die das Erdgas zur Brückentechnologie erhoben, bis die Wasserstoffwirtschaft am Start sei. Am problematischsten ist aber gar nicht der Strommarkt, sondern die Wärmeversorgung der Deutschen, die massiv vom Erdgas abhängt.
Nun hat sich der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck vor wenigen Tagen Katar zugewandt, um von diesem Staat Gas abzukaufen. Was sagen Sie dazu?
Das ist jetzt so eine Art Not-Einkaufstour, um bis zum nächsten Winter die wegfallenden russischen Gasimporte zu ersetzen. Damit verlagert Habeck aber das Problem nur von einer Diktaturfinanzierung zur nächsten. Für die Grünen mit ihrem Anspruch einer bürger- und menschenrechtsorientierten Außenpolitik ist das hochproblematisch, sie riskieren ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Dasselbe sehen wir bei den anderen Maßnahmen: Braunkohle wird wieder salonfähig, was sich nur schlecht mit dem Klimaschutzanspruch Habecks verträgt. Habecks Strategie, um der Fossilfalle zu entkommen, ist die Elektrifizierung des Wärmemarkts. Wärmepumpen avancieren gerade zu den neuen Wunderwaffen der Energiewende. Sie in Altbestände einzubauen, ist aber gar nicht so trivial, und es soll natürlich nur erneuerbarer Strom sein dürfen, der die Wärmepumpen speist. Damit wiederum nimmt sich die Regierung einen dringend benötigten Handlungsspielraum, den sie hätte, wenn sie die Laufzeitverlängerung der noch betriebsfähigen AKW akzeptieren würde. Das sind sechs Anlagen, die eine Menge Strom liefern könnten, zehn bis vierzehn Prozent des deutschen Gesamtverbrauchs. Und Strom wird knapp werden in den nächsten Wintern.
Was würden Sie Robert Habeck gerne persönlich sagen?
„Mr Habeck, tear down this wall.“ Was unseren Handlungsspielraum derzeit massiv einengt, ist eine Mauer alter Vorurteile und Scheingewissheiten über die deutsche Kernenergie und ihr Verhältnis zu den Erneuerbaren. Man steckt fest in den Nullsummenspielen der EE-Lobbyisten. Sie sehen in der Kernenergie eine Konkurrentin der Erneuerbaren und eine Gefahr für ihr 100- Prozent-Erneuerbare-Projekt – nicht obwohl die Atomkraft klimafreundlich und zuverlässig ist, sondern weil sie es ist. Aber während es dem Klima ziemlich egal ist, ob nun Kernspaltung mit 12 Gramm CO2 pro Kilowattstunde am Start ist oder ein Windpark mit derselben Bilanz, ist es einem Verbundnetz nicht egal. Für die Netzstabilität zählt, dass ein volatiler Erzeuger wie die Windkraft ein stabiles Backup hat. Kernkraftwerke haben den Vorteil, beides zu können: sie sind CO2-arm, und sie sind zuverlässig. Überdies sind sie lastfolgefähig. Atomkraftwerke sind also in Wirklichkeit ziemlich gute Partner für Erneuerbare – wenn man endlich wieder das Klimaziel in den Mittelpunkt stellt und die Mauer des Selbstzweck-Denkens einreißt. Aber um das zu tun, braucht man Wagemut und kerntechnische Fachkunde, und beides fehlt derzeit.
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