

© shutterstock: Media Lens King
Klimamythen, die wissenschaftliche Fakten zur Erderwärmung in Zweifel ziehen, sind nicht nur in den USA weit verbreitet. Climate Change Communication, ein Programm der renommierten US-Universität Yale, hat 2019 im Rahmen einer Studie die Einstellungen der Menschen in den USA zum Klimawandel untersucht. Laut den Forschern glaubten 16 Prozent der US-Amerikaner nicht an die Existenz des Klimawandels. Rund 33 Prozent waren der Meinung, die globale Erwärmung werde nicht vom Menschen verursacht. Und jeder vierte US-Amerikaner denkt, es gäbe in der Wissenschaft große Kontroversen beim Thema Klimawandel. Tatsächlich gelten sowohl die Existenz des Klimawandels als auch der Einfluss des Menschen auf diesen unter Wissenschaftlern als erwiesen.
Auch in Europa konnten Verschwörungsmythen zum Klimawandel erfolgreich Fuß fassen. Im Rahmen der Studie European Perceptions of Climate Change wurde 2016 mittels repräsentativer Umfragen die Einstellung der Bevölkerung in Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Norwegen zum Thema Klimawandel ausführlich untersucht. Während in Norwegen 4 Prozent und in Frankreich 6 Prozent der Befragten angaben, nicht davon überzeugt zu sein, dass sich das Klima verändere, waren es in Großbritannien 12 und in Deutschland sogar 16 Prozent.
Warum haben sich Klimamythen so weit verbreitet?
Im Netz finden sich zahlreiche Inhalte, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse bestritten werden. YouTube ist voll von Videos selbst ernannter Experten, die Klimaforscher der Lüge bezichtigen. Da ist dann etwa von »satanischen Techniken der Manipulation« die Rede, oder es werden Verbindungen zwischen den Klimaprotesten Fridays for Future und einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung gezogen.
Manch einer spekuliert sogar, dass Maßnahmen zum Klimaschutz nur Teil eines großen geheimen Plans zur Umsetzung einer »Neuen Welt Ordnung (NWO)« seien, die zum Ziel habe, die Menschheit durch eine Weltregierung zu versklaven.
Facebook, Twitter und Instagram bieten Geschichtenerzählern Raum
Bei Facebook, Twitter und Instagram sieht es nicht viel besser aus. Die AfD Worms verbreitete im Jahr 2018 über Facebook: »Klimawandel durch Windräder! Windräder ändern den Jetstream!« Mit Jetstream sind die Luftströmungen in rund zehn Kilometern Höhe gemeint, die auch großen Einfluss auf das Klima haben. Dass allerdings Windräder diese Strömungen beeinflussen können, kann ausgeschlossen werden. Im Netz finden sich allerhand absurde Aussagen zum Klimawandel, die so offensichtlich falsch sind, dass sie wohl kaum bei einer breiteren Öffentlichkeit auf Resonanz stoßen dürften. Einige Beiträge versuchen jedoch den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu erwecken, um durch gezielte Klimamythen Zweifel zu säen.
Literatur und prominente Fürsprecher als Propagandamittel der Klimaleugner
Es wäre allerdings ein Trugschluss, die Verbreitung von Klimamythen rund um eine angebliche Klimaverschwörung als reines Internet-Phänomen abzutun. Bücher, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel als »Propaganda« bezeichnet werden und eine große Verschwörung skizziert wird, schaffen es immer wieder auf die Bestsellerlisten.
Prominente Klimawandelleugner wurden bis vor nicht allzu langer Zeit ganz selbstverständlich in Talkshows eingeladen und durften dort vor großem Publikum ihre Thesen ausbreiten. Sie wussten sich zu präsentieren, waren eloquent und behaupteten auf Sachlichkeit zu setzen, während Klimaschützer als »hysterisch« hingestellt wurden.
Klimamythen nähren Zweifel an der Studien-Lage
Laut der Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2019 ist jeder zehnte Deutsche der Meinung, Studien, die einen Klimawandel belegen, seien meist gefälscht. Aber warum misstrauen Menschen den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung oder gehen gar davon aus, absichtlich belogen zu werden? Der Klimawandel stellt für viele Menschen eben eine äußerst unbequeme Wahrheit dar. Es ist einfacher, denjenigen zu glauben, die predigen, man müsse nichts ändern und könne so weiterleben wie bisher. Gerade weil der Klimawandel derart beunruhigend ist, erscheint die Lüge der Klimamythen umso verlockender.
Selbstbewusstes Auftreten hilft der Verbreitung von Klimamythen
In der Öffentlichkeitsarbeit haben Klimawandelleugner einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Wissenschaft. Während viele Klimaforscher betonen, dass ihre Prognosen eben nur zu einer bestimmten Wahrscheinlichkeit exakt zutreffen und Abweichungen möglich sind, wählen Nicht-Experten meist eine viel klarere Sprache und treten sehr selbstbewusst auf. Auf Laien wirkt eine derart vorgebrachte Position, welche mit einer vermeintlichen hundertprozentigen Eindeutigkeit verkauft wird, oft überzeugender.
Fragen verändern, um Klarheit zu schaffen
Insbesondere beim Thema Klimawandel ist es wichtig, Verschwörungsmythen nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Der Autor Jan Skudlarek hat eine klare Meinung dazu, wie man mit Politikern umgehen sollte, die öffentlich die Klimakatastrophe leugnen. In seinem Buch Wahrheit und Verschwörung schreibt er: »Man sollte daher z. B. Politiker nicht fragen, ob er oder sie an den Klimawandel glaubt wie an das Jenseits – wir sollten Politiker fragen, ob sie den Klimawandel verstehen. Klimawandel, Evolutionstheorie oder Digitalisierung – diese Sachverhalte mögen meinetwegen komplex sein. Das macht sie dennoch keineswegs zur Ansichtssache.«
Zum Newsletter anmelden


Für eine gesündere Erde – so wird der eigene Stickstoff-Fußabdruck kleiner.
Ohne Stickstoff läuft in Ihrem Leben nichts. Denn jede Zelle Ihres Körpers braucht dieses Element in der passenden Form, um zu funktionieren und sich zu teilen. Eine wichtige Frage ist: Wie versorgen Sie sich mit Nachschub?
Was wir essen, entscheidet maßgeblich darüber, wie viel Stickstoff-Verbindungen durch unseren Lebenswandel in die Umwelt gelangen und dort Schaden anrichten können. Zeit, sich zu überlegen, wie wir unseren Stickstoff-Fußabdruck verringern.


Über Kohleausstieg, Kernkraftwerke und Erneuerbare Energien
Bundeswirtschaftsminister Habeck kündigte die Verlängerung zweier Braunkohlekraftwerke und im selben Atemzug den Ausstieg aus der Kohle in Nordrhein-Westfalen bis 2030 an. Doch wie passt das zusammen? Energie-Expertin Anna Veronika Wendland ist sich im Gespräch mit Clemens Traub (von Cicero) sicher: Der Kohleausstieg sei in einer Zeit großen Energiemangels reine Augenwischerei, die das grüne Wählerklientel besänftigen solle.


Gründe für Atomkraftwerke und erneuerbare Energien in Zeiten des Klimawandels
Atomkraft vs. erneuerbare Energien – wer bei diesem Vergleich als Sieger hervorgeht, scheint festzustehen. Doch ist das wirklich so einfach zu benennen? Zeit, einmal unvoreingenommen Vor- und Nachteile der Kernkraft denen erneuerbarer Energien direkt gegenüberzustellen. Das Ergebnis mag manche erstaunen.